22.07.202

Rückwärtsgewandt und ausgrenzend – Das Erzbistum Köln blockiert die Segnung queerer Paare

Während viele Teile der katholischen Kirche in Deutschland sich zaghaft in Richtung eines inklusiveren Miteinanders bewegen, schlägt das Erzbistum Köln einmal mehr einen anderen Weg ein – den rückwärtsgewandten. Die Entscheidung, die Empfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz zur Segnung von queeren Paaren nicht umzusetzen, ist ein Schlag ins Gesicht all jener Gläubigen, die auf eine Öffnung der Kirche gehofft hatten.

Ein Bekenntnis zur Ausgrenzung

Im Dezember 2023 hatte der Vatikan unter Papst Franziskus mit der Erklärung Fiducia supplicans erstmals Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare in einem pastoralen, nicht-liturgischen Rahmen ermöglicht. Die Deutsche Bischofskonferenz, lange zögerlich, signalisierte Anfang 2024 die Bereitschaft, diese Öffnung in den Bistümern umzusetzen – als Ausdruck von Seelsorge, Wertschätzung und dem Bemühen, niemanden aus der Gemeinschaft auszuschließen.

Doch Kardinal Rainer Maria Woelki und das Erzbistum Köln stellen sich nun quer. Unter Verweis auf "klare theologische und kirchenrechtliche Gründe" wird dort keine entsprechende Praxis eingeführt. Die Entscheidung wirkt wie ein bewusstes Signal der Abgrenzung – nicht nur gegenüber queeren Gläubigen, sondern auch gegenüber einem Reformwillen, der vielerorts innerhalb der Kirche wächst.

Der Preis der Sturheit

Dass diese Haltung fatale Folgen haben kann, liegt auf der Hand: In einer Zeit, in der die katholische Kirche in Deutschland mit massivem Vertrauensverlust, Kirchenaustritten und einer immer geringeren gesellschaftlichen Relevanz zu kämpfen hat, ist jedes Zeichen von Offenheit und Dialogbereitschaft wertvoll. Das Erzbistum Köln aber sendet das Gegenteil: das Bild einer Kirche, die lieber Menschen ausschließt, als sich dem Wandel zu stellen.

Besonders fatal ist dabei die Wirkung auf queere Christinnen und Christen. Ihnen wird signalisiert: Eure Liebe ist in unseren Augen nicht segenswürdig. Damit wird nicht nur seelsorgerlich versagt – es widerspricht auch dem Grundverständnis einer Kirche, die Nächstenliebe und Barmherzigkeit predigt.

Kein Einzelfall, aber ein Symbol

Die Entscheidung reiht sich ein in eine Serie umstrittener Maßnahmen und konservativer Rückzugsgefechte, die das Kölner Erzbistum unter Kardinal Woelki geprägt haben – von der mangelhaften Aufarbeitung sexualisierter Gewalt bis hin zur innerkirchlichen Entfremdung vieler Gläubiger. Während andere Bistümer versuchen, Brücken zu bauen, verteidigt Köln Bollwerke.

Ein Appell an die Verantwortung

Die Weigerung, queere Paare zu segnen, mag aus Sicht der Bistumsleitung "konsequent" erscheinen – sie ist jedoch vor allem eines: pastoral verantwortungslos. Wer Menschen den Segen verweigert, der verweigert ihnen auch Anerkennung, Zugehörigkeit und Würde. Und das in einer Institution, die sich gerne als moralische Instanz versteht.

Wenn die Kirche in Deutschland eine Zukunft haben will, muss sie den Mut haben, alle Menschen als Ebenbilder Gottes anzunehmen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Das Erzbistum Köln verpasst derzeit eine historische Chance.

Fazit

Die Entscheidung des Erzbistums Köln, die Segnung queerer Paare zu verweigern, ist ein Ausdruck institutioneller Sturheit und moralischer Kälte. Eine Kirche, die nicht segnet, sondern selektiert, hat ihren seelsorgerlichen Auftrag aus den Augen verloren. Es scheint im Übrigen als sei es Kardinal Woelki völlig gleichgültig, ob die queeren Menschen die katholische Kirche verlassen. Lieber eine kleine Kirche mit Rechtgläubigen, statt eine Kirche mit lauter Häretikern. Ich fürtchte: Bleibt Woelki noch lange Erzbischof von Köln, wird sich sein Wunsch früher oder später erfüllen. Möge Gott uns davor bewahren.

 

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