23.08.2025

Klöckner vergleicht taz mit NiUS

  • Bei einem CDU-Sommerempfang in Koblenz Ende August 2025 stellte Julia Klöckner (CDU) beide Medien – taz und Nius – auf eine Stufe, in dem sie behauptete, in "Methoden und Vorgehensweisen" seien sie „nicht sehr unähnlich“.
  • Als Reaktion wies der Deutsche Journalistenverband (DJV) das als „inhaltlich falsch und geschmacklos“ zurück: Nius sei ein Akteur der extremen Rechten, der bewusst journalistische Standards für eine politisch-populistische Agenda unterlässt – im Gegensatz zur taz, die sich an redaktionelle Prinzipien halte.
  • Zahlreiche Politiker:innen, darunter SPD, Grüne und Linke, verurteilten Klöckners Gleichsetzung als verharmlosend, unangemessen oder gar unerträglich, insbesondere in ihrer Rolle als Bundestagspräsidentin.

Julia Klöckner, als zweithöchste Repräsentantin der legislativen Gewalt in Deutschland, trägt besondere Verantwortung für die politische Symbolik und medienethische Integrität ihrer öffentlichen Aussagen. Mit ihrem Vergleich der taz und Nius hat sie diese Verantwortung verkannt – und nicht unwesentlich das Vertrauen in die Unterscheidbarkeit von Qualitätsjournalismus und manipulativer Agitation unterminiert.

  1. Medienethik versus Populistische Agitation

Die taz ist eine genossenschaftlich organisierte, konzernfreie Tageszeitung, die sich klar journalistischen Standards verpflichtet – etwa redaktioneller Unabhängigkeit, Transparenz und Korrekturen bei Fehlern.
Nius hingegen verfolgt ein Agenda-getriebenes, oft reißerisches Format, unterwirft sich nicht dem Pressekodex, nutzt gezielt Skandalisierung und streut Desinformation.

Diese fundamentalen Unterschiede zu ignorieren – besonders von einer Amtsträgerin mit hoher medialer Reichweite – ist nicht nur unangemessen, sondern gefährlich: Es relativiert bewusste Manipulation als legitimen Teil der Medienlandschaft.

  1. Politische Symbolik und Verantwortung

Die Debatte ist nicht nur ein medienethisches, sondern auch ein politisches Thema. Klöckners Auftritt bei einem Sommerfest, ausgerichtet auf dem Gelände eines Nius-Finanzierers, legt nahe, dass sie eine Nähe oder Gleichwertigkeit suggeriert, die im demokratischen Kontext gefährlich verharmlosend wirkt.
Das Resultat: eine Normalisierung rechtspopulistischer Botschaften, die unter dem Deckmantel der Vielfalt oder Meinungsvielfalt etabliert werden – eine Risikoschrift für die politische Kultur.

  1. Folgen für öffentliche Wahrnehmung und Medienvertrauen

Reaktionen zeigen, wie weitreichend Klöckners Aussage wirkt:

  • SPD-Politiker:innen nannten den Vergleich „absurd“ oder gar „unerträglich“.
  • Die Linken-Fraktionschefin forderte gar ihren Rücktritt: Als Bundestagspräsidentin könne sie ein solches Signal nicht aussenden.
  • Der DJV warnte vor einer Verwischung demokratischer Medienkultur.

Diese Reaktionen sind kein Lippenbekenntnis – sie spiegeln eine grundsätzliche Empörung darüber wider, wie medienpolitische Verantwortung in diesem Statement missachtet wurde.

Fazit

Der Vergleich der taz mit Nius ist ein medienpolitischer Fauxpas – und schlimmer noch: eine verantwortungslose Entgleisung, insbesondere angesichts Klöckners herausgehobener Rolle. Die Tatsache, dass sie dadurch Qualitätsjournalismus relativiert und rechtspopulistische Strategien normalisiert, spricht eine klare Sprache: Solche Aussagen schwächen gesellschaftliche Differenzierungsfähigkeit und Vertrauen in mediale Institutionen – und niemand sollte das einfach hinnnehmen.

 

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